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Mis­ter 100 Pro­zent tritt als Trai­ner ab

28.04.2018

Hol­ger Pro­te hört nach zehn Jah­ren als He­ad­co­ach der Bas­kets auf – Wert­schät­zung ge­lobt

Von Harald Schwarz

Vilsbiburg. „Hier kann etwas Großes entstehen“. Mit diesem Eindruck hat Holger Prote vor zehn Jahren sein Traineramt bei den Vilsbiburger Basketballern angetreten. Sein Eindruck hat ihn nicht getrogen: Aus dem ehemaligen Kreisligisten ist ein gestandener Regionalligist geworden, der in der höchsten bayerischen Amateurklasse immer um die vorderen Plätze mitspielt. Jetzt hat Prote sein Engagement als Trainer der ersten Mannschaft beendet: zum einem, um den notwendigen Umbruch innerhalb der Mannschaft einzuleiten. Zum anderen aber auch, um sich neuen Herausforderungen zu stellen. Bei den Baskets ist er zudem weiter in der Vorstandschaft aktiv.

2008 dümpelten die Vilsbiburger Basketballer in der Kreisliga so dahin und hatten Mühe, den Abstieg zu vermeiden. Neben der ersten Mannschaft gab es noch ein Jugendteam mit gerade mal sechs Nachwuchsspielern. Für gestandene Regionalligaspieler also keine verlockende Aussicht, um ihre Basketballkarriere beim TSV Vilsbiburg fortzusetzen. Doch genau das haben unter anderem die beiden Vilsbiburger Michi Mayr und Alexej Bondar gemacht. Statt mit TG Renesas Landshut in die 2. Bundesliga (ProB) aufzusteigen, kehrten sie zurück nach Vilsbiburg. Mit dabei waren aber auch Spieler wie Jodi Kreutzer, Florian Weichselgärtner, Thomas Reiser oder etwas später Niki Märkl.

Basketball-Standort Nummer 1 in Niederbayern

„Gespielt wurde in einer bis auf wenige Zuschauer leeren Vilstalhalle. Heute sind es 100 Spieler und etwa 700 Zuschauer in der Regionalliga“, erinnert sich Michi Mayr. Bei einem Amerika-Urlaub sprach Michi Mayr seinen damaligen Mannschaftskollegen Holger Prote, der gerade seine aktive Basketballkarriere an den Nagel gehängt hatte, an, ob er nicht nach Vilsbiburg als Trainer kommen möchte. „Wir hatten nach dem gemeinsamen Urlaub ein Gespräch mit der Vorstandschaft und die Vorstellungen und Pläne haben mich gereizt“, erinnert sich Prote.
Man habe das Ziel, Basketball-Standort Nummer Eins in Niederbayern zu werden, angepeilt. Dieses Vorhaben wurde eindrucksvoll erreicht und Michi Mayr ergänzt: „Gemeinsam mit Holger und einem starken Team haben wir eine Identität entwickelt: auf dem Feld alles für den Verein und die Mitspieler zu geben und bis zum Schluss zu kämpfen.“
Doch für Holger Prote ist nach zehn Jahren an der Seitenlinie der Baskets mit dem letzten Spiel gegen Leitershofen am vergangenen Samstag Schluss gewesen. Eine Entscheidung, die er erst vor kurzem getroffen hatte. „Ich habe gegrübelt, wie es mit Vilsbiburg weitergehen soll. Das Ergebnis war: Wir müssen die Nachwuchsspieler auf- und ins Team einbauen. Dazu braucht man viel Geduld. Ich bin aber sehr ehrgeizig und erfolgsorientiert. Deshalb ist ein anderer Trainer wahrscheinlich besser geeignet“. Daher hat er auch großes Vertrauen in seinen Nachfolger Marc Vilas, der seit 2015 hauptamtlicher Jugendtrainer bei den Baskets ist und Holger Prote als Co-Trainer bei der ersten Mannschaft unterstützt hat.
Dabei wird Prote den Baskets aber weiter erhalten bleiben. Das ist ihm, aber auch dem Vorstand der TSV-Abteilung wichtig. „Bisher hat er seine Vorstandsarbeit nur eingeschränkt wahrnehmen können. Ich kann mir vorstellen, dass er jetzt auch Spiele beim Nachwuchs – quasi als Außenstehender – beobachtet und hier feststellt, was gut oder nicht so gut läuft“, beschreibt Michi Mayr seine Vorstellung. Schließlich legen die Baskets schon immer großen Wert auf die optimale Förderung des Nachwuchses: Die Baskets können mit acht Jugendmannschaften einen durchgehenden Spielbetrieb von der U 8 bis zur Herren bieten, was durch die Arbeit in zwei Schulsportarbeitsgemeinschaften ergänzt wird.
Dabei macht Michi Mayr aber auch deutlich, wie hoch er Holger Prote dessen Engagement in Vilsbiburg anrechnet: „Holger hatte, als er hierher kam, null Beziehung zu Vilsbiburg und hat sich doch mit voller Kraft hier eingebracht“. Er sagt, dass für Holger Prote Wertschätzung und Respekt wichtige Eigenschaften sind, die er versucht zu leben und auch weiterzugeben. Unabhängig davon meinte Holger Prote im VZ-Gespräch, er habe in Vilsbiburg von den Spielern, den Vereinsverantwortlichen und den Zuschauern sehr viel Respekt und Wertschätzung erfahren. Dafür sei er dankbar, denn so etwas sei nicht selbstverständlich. So war er sichtlich gerührt, als sich nach dem Spiel gegen Leitershofen Bürgermeister Helmut Haider und der TSV-Vorsitzende Friedhelm Eggemann bei ihm bedankt haben.

Ein Basketball-Verrückter mit viel Leidenschaft

Hiermit wurden sicher sein Engagement und seine Leidenschaft gewürdigt, mit denen er die Mannschaft immer angetrieben hat und versucht hat, Höchstleistungen aus ihr herauszukitzeln. Wenn er auf die vergangenen zehn Jahre zurückschaut, bedauert er eigentlich nur, dass sie es nie zum Meistertitel gebracht haben. „Wir hatten immer einen gut besetzten Kader, der aber in der Tiefe nicht so ausgeglichen war, dass wir Ausfälle kompensieren konnten“. Dafür war für ihn das Erlebnis schlechthin, in dieser Saison im dritten Anlauf endlich den Bayernpokal gewonnen zu haben, den er auch bereits als Spieler in den Händen gehalten hat.
Auch wenn es gerade noch ein komisches Gefühl ist, nicht schon mitten in den Planungen für die neue Saison zu stecken, freut er sich doch, endlich mal ausgiebig Urlaub mit der Familie zu machen oder auch mal mit Freunden am Freitagabend zu feiern.

 

Gab von Anfang an Vollgas.

Der „Alte“ und der „Neue“.

Verlangte immer 100-prozentigen Einsatz; und war auch nicht mit weniger zufrieden. Fotos: Soller/Kreutzer

Der Kreis hat sich geschlossen. Gegen Leitershofen hatte Holger Prote sein letztes Spiel als Spieler absolviert. Gegen Leitershofen beendete er am vergangenen Samstag in der Ballsporthalle sein Traineramt bei den Baskets. Der sympathische und basketballverrückte gebürtige Dachauer hatte maßgeblichen Anteil an dem Aufschwung der Vilsbiburger Basketballer in den vergangenen zehn Jahren. Mannschaft und Zuschauer verabschiedeten ihn entsprechend. Danach übergab Prote den Staffelstab an seinen Nachfolger, den bisherigen Co-Trainer Marc Vilas. Fotos: Schmideder